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DIE ZEIT berichtete am 9. Juni 1995:

über den Autor Roland Kirbach

DIE ZEIT 9.6.95

Bildunterschrift:
Wohnidyll in der Werkstraße: "Das is' hier wie auf'm Dorf. Jeder kennt jeden, die Haustüren sind nie abgeschlossen"

Der Originaltext:

     OBERHAUSEN. - Fast sein ganzes Leben hat Heinrich Kamke in dieser Siedlung verbracht. 1930, als er vier Jahre alt war, bezogen seine Eltem eine der Vierfamilienhäuser für Arbeiter. Sein Vater arbeitete damals auf der Gute Hoffnungshütte, so wie er selber später auch. Mit seiner eigenen Familie zog Heinrich Kamke vor 27 Jahren in eines der besseren Zweifamilienhäuser für Werkmeister. "Neun Kinder hab' ich hier großgezogen", erzählt er stolz. "Und wenn wer 'ne größere Wohnung gehabt hätten, wären's noch 'n paar mehr gewesen."

     Inzwischen ist Heinrich Kamke Witwer und bewohnt seine Haushälfte allein, doch einsam fühle er sich nicht: "Das is' hier wie auf'm Dorf. Jeder kennt jeden, die Haustüren sind nie abgeschlossen. Im Sommer hocken alle draußen, da läuft in der Siedlung kein einziger Fernsehapparat", sagt er und fügt hinzu: Auf'n elften Juni, auf'n Sonntag werd' ich siebzich." Dann werden sie alle kommen, die Kinder und fünfzehn Enkelkinder. Der Garten hinter Kamkes Haus ist riesig groß und ein bißchen verwildert. "Da spielen und toben die unheimlich gern. Im Altenheim würde mich doch keiner von denen besuchen."

     Doch der pensionierte Stahlwerker befürchtet, auf seine alten Tage aus seinem Paradies vertrieben zu werden. Der Werkssiedlung, die heute Thyssen gehört, droht der Abriß. Schon einmal, Ende der siebziger Jahre, sollten die Bagger anrollen. Junge Leute besetzten die damals bereits leerstehenden Häuser. Der Abriß wurde verhindert. Inzwischen erhielten die Besetzer von Thyssen reguläre Mietverträge. Eine bunte Gesellschaft wohnt seitdem hier: pensionierte Stahlarbeiter, alleinstehende Mütter mit ihren Kindern, Künstler, Intellektuelle, Wohngemeinschaften und ausländische Großfamilien.

     Erbaut wurde die Siedlung in drei Abschnitten ab 1899 für die Beschäftigten der Gute Hoffnungshütte. An fast allen Fassaden ist noch das GH-Zeichen als Stuckornament zu erkennen. Doch richtig fertig wurde die Siedlung nie: die Weltwirtschaftskrise stoppte den Bau 1929. Noch heute endet eine der drei Straßen, aus der die Siedlung besteht, als Sackgasse vor einem zugewucherten Gartengelände. Einst war dort eine "Konsumanstalt" geplant, aber nie gebaut worden. In den sechziger Jahren wurden außerdem einige Gebaude abgerissen. Heute umfaßt die Siedlung noch 22 Häuser mit 68 Wohnungen, in denen 230 Menschen leben.

     Die Gute Hoffnungshütte gibt es inzwischen nicht mehr. Das ganze hundert Hektar große Areal, von der Siedlung nur durch die Osterfelder Straße, eine Hauptverkehrsader, getrennt, ist derzeit eine gigantische Baustelle. Eine "Neue Mitte Oberhausens" wird hier aus dem Boden gestampft - ein ,Einkaufs- und Freizeitpark" mit schicken Läden, Kinos, Sportanlagen, einem Business Park, einer Mehrzweckhalle und 10 000 Parkplätzen (siehe ZEIT Nr. 36/1993).

     Je mehr die Pläne für dieses Vergnügungszentrums Gestalt annahmen, desto stärker geriet auch die benachbarte Werkssiedlung wieder ins Blickfeld. Die Bewohner spürten, daß sie nicht ins Konzept dieses mondinen "Superhausens" paßten, und gründeten die Interessengemeinschaft "Riwetho"; der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstahen der drei Straßennamen zusammen: Ripshorster, Werk- und Thomasstraße. Mit zahllosen Aktionen sorgte der Verein für so viel öffentlichen Wirbel, daß die Stadt Oberhausen vor vier Jahren schließlich einen städtebaulichen Wettbewerb nicht nur zum Erhalt, sondern sogar zur Erweiterung der Siedlung ausschrieb. Umgesetzt wurde von den Ideen jedoch noch nichts.

     Seit einigen Wochen sorgen sich die Bewohner sogar, daß die Siedlung doch noch verschwinden soll. Auslöser war ein Beschluß des Oberverwaltungsgerichts (OVG) in Münster. Der ehemalige Besetzer und jetzige Mieter Volker Wilke, zugleich Stadtverordneter der Grünen im Rat, hatte gegen die "Neue Mitte" geklagt, weil er durch die Bauarbeiten auf dem belasteten Industrieareal und die Emissionen des künftigen Besucherverkehrs um seine Gesundheit fürchtete. Das OVG wies die Klage ab. Wilke habe gar kein Recht zu klagen, entschied das Gericht. Denn laut Bebauungsplan ist die Siedlungsfläche ein Gewerbe- und kein Wohn- oder Mischgebiet. Wohnen sei dort gar nicht zulässig. Lediglich für die im ehemaligen Stahlwerk Beschäftigten gelte eine Ausnahme.

     Die Stadt reagierte auf den OVG-Beschluß mit einer "Ordnungsverfügung" gegen die Eigentümerin Thyssen Immobilien: Freiwerdende Wohnungen dürfen nicht mehr neu vermietet werden. Als wenige Wochen später ein Mieter starb und so eine Wohnung frei wurde, beantragte Thyssen gleich für das ganze Haus den Ahriß - nur so sei "der Ordnungsverfügung praktisch Folge zu Ieisten" und der "Zugriff auf die freigewordene Wohnung unmöglich" zu machen gewesen, teilt Thyssen Immobilien dazu mit. Den verbliebenen Mietern im Haus sollen Ersatzwohnungen angeboten werden.

     Die Stadt hat den Antrag inzwischen genehmigt. Peter Lampe, Vorstandsvorsitzender von Thyssen Immobilien, bestreitet nicht, daß dies der Anfang vom Ende sein könnte. Die alten Stahlwerker würden nach und nach sterben, und eine Wiederbelegung sei ja nicht mehr zulässig. Daß auf diese Weise Erhaltenswertes vernichtet werde, weist Lampe zurück: "Es ist ja nur eine Teilsiedlung, die nie zu Ende gebaut wurde. Sie ist nicht zu vergleichen mit klassischen Arbeitersiedlungen.

     Das sieht der Oberhausener Architekturprofessor Roland Günter anden. Durch die lange Bauzeit seien auf engstem Raum verschiedene Baustrukturen und Formen des Arbeiterwohnens entstanden. Daß erstmals seit fünfzehn Jahren wieder der Abriß eines Arbeiterquartiers im Revier droht, kann Günter nicht fassen: "lch dachte, diese Diskussion wäre vom Tisch." Der Professor kämpfte in den siebziger Jahren mit, die Oberhausener Siedlung Eisenheim vor dem Bagger zu bewahren. Für die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park zu deren Konzept der Erhalt der Gartenstadtsiedlungen im Ruhrgebiet zählt, seien die Abrißplane ein Schlag ins Gesicht, meint Günter.

     Auch Ralph Quadflieg vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege hält die Siedlung für erhaltenswert. Schon 1991 war er von den "Riwetho"-Leuten eingeschaltet worden und hat bei der Stadt Oberhausen "die sofortige Unterschutzstellung" beantragt - bisher vergeblich. "Die Stadt Oberhausen ist ziemlich denkmalfeindlich", stellt er resigniert fest. "Die Substanz der Häuser ist zwar nicht mehr ganz ro gut, aber es ist eine sehr schöne Werkssiedlung von sozialgeschichtlicher Bedeutung."

     Doch jetzt gibt es wieder einen Hoffnungsschimmer. Seitdem nach der Landtagswahl die Zeichen im Land auf Rot-Grün stehen. scheint die Oberhausener SPD umzudenken. Vor einigen Tagen sprach sich die SPD-Fraktion auf einer Klausurtagung nun für den Erhalt der Siedlung aus: der Bebauungsplan soll geändert werden. "Solche Wohnnischen müssen in Großstädten weiterhin möglich sein", erklärt der SPD-Unterbezirksvorsitzende Dieter Schanz.

     Die Bewohner bleiben skeptisch. Denn in dem SPD-Beschluß ist auch die Rede davon. es sei zu prüfen, ob die Häuser nicht auch "zu sozialverträglichen Konditionen" erworben werden könnten. Das aber kann sich Heinrich Kamke wie die meisten hier nicht leisten.

Roland Kirbach    

Im Oktober 1999 schrieb Verena Specks für die RAG zum Thema "Menschen im Strukturwandel" über den Autor Roland Kirbach:

Roland Kirbach:
Der Fehler so sein zu wollen, wie alle anderen auch

Roland Kirbach gefällt das Ruhrgebiet da am besten, wo es ein bißchen wild und ungeregelt ist. Ins Oberhausener CentrO zieht es ihn nicht, nicht zu so einem Implantat, künstlich in den Körper des Ortes verpflanzt. Doch daneben hinter einem Wall, vor den Blicken der Shopping-Touristen versteckt, liegt die Ripshorster Siedlung. Ein altes, nie ganz fertiggestelltes Arbeiterviertel, 24 Häuser, in denen ein aufmüpfiges Völkchen lebt, das sich erfolgreich gegen die Vertreibung durch die Vertreter der "Neuen Mitte Oberhausen" gewehrt hat. Kirbach erzählt, anläßlich der Vorstellung der CentrO-Pläne bei der Stadt habe einer der Architekten auf die drei Straßenzüge gezeigt und gesagt: "Also, die Leute da müssen aber raus, oder sie müssen sich anders benehmen!" Da wird«s für Kirbach deutlich: "Wo das Ruhrgebiet am ursprünglichsten ist, da will man es nicht haben. Industriekultur ja, aber die muß schön sein und sauber."

Der 43jährige arbeitet seit 15 Jahren als NRW-Korrespondent mit Schwerpunkt Ruhrgebiet für die Wochenzeitung Die Zeit. Ein ruhiger Beobachter - keiner, der mit gezücktem Stift und Block auf wichtigen Veranstaltungen neben Funktionären steht und ihre neuesten Entscheidungen und Pläne notiert. Roland Kirbach steht immer etwas abseits, läßt die Szenerie auf sich wirken und redet dann mit denen, über die entschieden wird. Er hört zu, spricht ruhig und bedacht, vorsichtig in seinen Urteilen.

Der gebürtige Schwabe lebt seit 18 Jahren in Essen-Steele. Nach seiner Ausbildung an der Kölner Journalistenschule ist er wegen seiner damaligen Freundin hierher gezogen. Der Wechsel vom Rhein an die Ruhr war für ihn damals erst ein Verlust: "Von der nicht schönen, aber vitalen Stadt Köln hierherversetzt, habe ich mich gefühlt wie in einem großgewucherten Dorf. Das Provinzielle stört mich heute noch. Aber die Mentalität, die hat mir damals schon gefallen. Dieser rheinische Frohsinn hat doch eine gewisse Unaufrichtigkeit. Hier aber weiß man fast immer, wo man dran ist - jedenfalls beim gemeinen Volk." Kirbachs Geschichten und Reportagen über das gemeine Volk im Ruhrgebiet füllen bereits drei Bücher. Ein weiteres dieser Art wird es nicht geben. Denn sein Ansatz, vor allem über die Menschen zu schreiben, liegt nicht mehr im Trend. "Ein anderer Geist hat sich breit gemacht in der Zeitungslandschaft. Das Menschelnde ist nicht mehr so gefragt, man will alles sachbezogener haben." sagt Kirbach bedauernd. "Ich werde mich jetzt mehr in Richtung Wirtschaftsberichterstattung orientieren müssen." Strukturwandel also auch in den Redaktionen.

Unmittelbar nach der Wiedervereinigung hat Kirbach als Autor zwischendurch an der ehemals deutsch-deutschen Grenze beobachtet, wie sich die Menschen der beiden Staaten langsam annähern. Danach mußte er miterleben, wie seine Wahlheimat in der bundesweiten Berichterstattung aus dem Blickfeld geriet. "Bis dahin war das Ruhrgebiet immer sozusagen das Labor für gesellschaftliche Umwandlungen. Es wurde als Werkstatt genutzt, in der ausprobiert wurde, wie man mit wirtschaftlichen und sozialen Altlasten umgeht. Das hat sich seit der Wiedervereinigung völlig geändert. Plötzlich war die ganze Ex-DDR das Krisengebiet mit viel härteren Strukturen." Nur ein Beispiel für diesen Prozeß: die Schließung des Stahlstandortes Duisburg-Rheinhausen. Bei der Bekanntgabe im Winter 1987/88 lösten die Proteste der Arbeiter bundesweite Kontroversen aus. "Das wurde damals als besonders ruchloses Beispiel für Abwrack-Politik empfunden", sagt Kirbach. "Als dann 1993 endgültig stillgelegt wurde, war die Luft raus in Rheinhausen. Das hatte mit Ostdeutschland zu tun, weil inzwischen diese Abwrack-Politik als der Normalfall galt."

Noch eine Parallele zieht Roland Kirbach zu den neuen Bundesländern: "Als Industriestandorte haben beide eher noch den Charakter der verlängerten Werkbank. Im Ruhrgebiet ist das so, weil aus der Sicht der großen Konzerne die Menschen hier immer noch unter dem Klischee betrachtet werden, nicht gerade zur Avantgarde zu gehören - sowohl was die Ausbildung, als auch was die Einstellung zur Arbeit angeht. Hier wird immer noch nicht genug in Weiterentwicklung investiert. Da kann man noch soviel umkrempeln und versuchen, Industriekultur zu etablieren - das Image der Rückständigkeit ist noch nicht vom Tisch. Die Dienstleistungsbranche zum Beispiel hat hier immer noch nicht den Bundesdurchschnitt erreicht. Wenn die Stadt Dortmund sich rühmt Versicherungsstandort zu sein, dann ist das eben die dritte Garnitur. Diese Schwächen des Strukturwandels muß man sehen."

Zurückhaltend bis skeptisch ist Blick des Journalisten auf die wirtschaftlichen Entwicklungen im Ruhrgebiet. Prognosen über das wohin und wie weiter will er nicht stellen. Bestandsaufnahme ist sein Metier. Ergreift so einen Mann nicht auch einmal die Retro-Romantik von der wiedererstandenen Industriekultur? Spätestens seit Abschluß der Internationalen Bauausstellung Emscherpark (IBA), seitdem an der Autobahn die Schilder zu den ehemaligen Wirkungsstätten der Stahlofenheizer und Kohlehauer locken, spätestens jetzt entdecken die Deutschen ihr Herz für die Schönheit der rostigen Riesen - Roland Kirbach nicht? "Ich finde es pragmatisch, das alte Schmuddelimage jetzt touristisch zu vermarkten und die Industriekultur zu nutzen", antwortet er, "das ist schließlich fast das einzige Pfund, mit dem das Ruhrgebiet wuchern kann, historisch gesehen. Das Ruhrgebiet hat bisher immer den Fehler gemacht, so sein zu wollen, wie alle anderen auch. Wenn man dann so ist wie allen anderen auch, merken die anderen es nicht, weil«s ja selbstverständlich ist. Jetzt endlich die architektonischen Eigentümlichkeiten, die man hat, herauszustellen, wirkt vor allem für die Bewohner identitätsstiftend. Das baut Minderwertigkeitskomplexe ab. Dann hört endlich dieses Verschämte auf, wenn man in Urlaub fährt und nicht sagt, man kommt aus Bottrop, sondern aus der Nähe von Düsseldorf."

Roland Kirbach hat sich nie geschämt. Muß man ja auch nicht als Korrespondent auf Außenposten. Obwohl er sich nicht richtig dazuzählt, kann er sich vorstellen hierzubleiben, zumindest für die nächste Zeit. Freunde und Kollegen, die noch in den Achtzigern vor einem Besuch skeptisch auf die Smogwerte geguckt haben, kommen heute gerne vorbei. Kulturell gibt es schließlich einiges zu sehen. Musicals und Movie World bleiben bei Kirbachs Touren aber außen vor. Trotzdem hat er sich alle neuen Sehenswürdigkeiten einmal angeschaut, denn einen sinnlichen Eindruck davon will er schon bekommen. Auch aus den städtebaulichen und kulturellen Neuerungen des Ruhrgebiets läßt sich laut Kirbach eine Tendenz ablesen: "Die Egoismen der Städte werden immer ausgeprägter. Die Auflösung des Kommunalverbands Ruhrgebiet ist da beispielhaft. Die Städte wollen die hohen KVR-Zulagen nicht mehr zahlen. In der neuen pragmatisch eingestellten Politiker-Generation gibt es keine Nostalgie des Zusammenhaltes mehr."

Der KVR war die zentrale Institution des Ruhrgebietes. Seine schrittweise Entmachtung hat sich schon lange abgezeichnet. Heute präsentiert man sich nicht mehr gemeinsam, sondern in Teilregionen, wie zum Beispiel mit der Initiative "MEO" - Mühlheim, Essen, Oberhausen. Als Dreiergespann treten die Städte bei Touristikmessen auf, weil sie sich mehr Chancen versprechen, wenn sie sich vom ärmeren Norden abgrenzen. Kirbach beobachtet zusätzlich zu dieser Tendenz noch einen gewissen Größenwahn der Städte: "Die Gigantomanie hat zugenommen. Jede Kommune will das Gleiche haben wie die Nachbarstadt. Das Prinzip gab es schon immer. Nur jetzt haben sich die Dimensionen mächtig verschoben. Die Antwort der Stadt Dortmund auf das Centro ist das UFO-Projekt, dieser gigantische Bahnhof, gefördert mit 330 Millionen Mark Landesmitteln. Der gesamte Topf für den Regionalverkehr wird da reingeschossen. Statt S-Bahnen zu sanieren oder Vorortbahnen aufzumöbeln, wird da ein Erlebnisbahnhof gebaut. Und die Perversion ist, das soll auch noch Autofahrer anlocken, für die Tausende von Parkplätzen gebaut werden."

Für Kirbach haben solche Exemplare der Erlebnisarchitektur nichts mit Strukturwandel zu tun. Sie sind krampfhafte Versuche der Städte, neue Zentren zu schaffen. Künstliche Räume, die bisweilen sogar auf den Geländen der alten Zentren entstehen. Die tatsächlichen Zentren waren früher die Arbeitsstätten der Menschen im Ruhrgebiet. Wo jetzt der Shoppingtempel CentrO die "Neue Mitte" Oberhausen verkörpern soll, hat die "Gute-Hoffnungs-Hütte" einst der halben Stadt Arbeit gegeben. Anfang der sechziger Jahre waren in Oberhausen 47.000 Menschen in der Kohle- und Stahlindustrie beschäftigt. Kurz vor dem Aus, Mitte der Achtziger standen auf dem Thyssen-Stahlwerk der "Gute-Hoffnungs-Hütte" noch 4100 Arbeiter in Lohn. 5600 Menschen arbeiten heute im CentrO, 3200 davon sind feste Vollzeitstellen. So einfach läßt sich das freilich nicht gegeneinander aufrechnen. Dennoch: Auf der gescheiterten Hoffnungs-Hütte wurde eine neue aufgebaut. Roland Kirbachs Kommentar: "Symbolträchtig, aber letztlich doch ein Propagandawitz." Die Leute von nebenan aus der Ripshorster Siedlung verstehen diesen Witz nicht, weil sie nie so sein wollten, wie alle anderen auch.





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