In drei Bauphasen entstanden archetypische Formen der Arbeitersiedlungsbaus der letzten Jahrhundertwende und der 20er Jahre. Der Grundriss der Siedlung und der Häuser wurde auf der Weltausstellung in Paris als Innovation der Weltöffentlichkeit präsentiert.
Dass auch die Bewohnerschaft der Siedlung archetypisch fürs Ruhrgebiet war, zeigt
Oma Enders, die in der Gasometer-Ausstellung "Feuer und Flamme" als "Symbol-Hausfrau" hing.
1889
Mit dem Bau der Siedlung Neu Oberhausen - benannt nach dem gleichnamigen Stahlwerk der Gutehoffnungshütte - wurde 1889 begonnen. Aus dieser Zeit stammen die acht Häuser an der Ripshorster Straße. Acht weitere Arbeiterhäuser standen entlang der Osterfelder Straße.
um 1912
Die zweite Bauphase: Die ersten fünf Häuser an der Werkstraße werden gebaut, sowie - auf dem Areal des heutigen Gemeinschaftsplatzes - ein Lebensmittelladen und ein Kindergarten, in dem auch Duschräume für die SiedlungsbewohnerInnen waren. Ein Foto aus den ersten Tagen des Kindergartens ist unser ältestes Foto.
20er Jahre
Weitere zehn Häuser an der Werkstraße werden gebaut. Die ursprüngliche Planung der Erstellung von Bürgerhaus und Konsumanstalt im Bereich der Thomasstraße wurde aufgrund der Weltwirtschaftskrise nicht mehr verwirklicht.
30er Jahre
Aus dieser Zeit ist eine Luftaufnahme erhalten, die wahrscheinlich vom Dach des Gasometers aus gemacht wurde.
1939 - 1945
Ein Teil der Siedlung wird zerstört, u.a. der Kindergarten und der Lebensmittelladen. 1943 oder 1944 wurde der Luftschutzbunker an der Ostseite der Werkstraße in Eigenleistung erbaut.
nach 1945
Die zerstörten Gemeinschaftseinrichtungen werden nicht mehr aufgebaut. Lediglich einige Wohnhäuser werden mit öffentlichen Mitteln wieder hergerichtet.
60er Jahre
Der Thyssen-Konzern übernimmt die Siedlung im 'Beipack' zum Stahlwerk HOAG.
1965
Es wird bekannt, dass der Thyssen-Konzern den Abriss der Siedlung plant.
1969
Mit Zustimmung des Thyssen-Betriebsrates werden die ersten acht Häuser an der Osterfelder Straße abgerissen. Angeblich, um die Osterfelder Straße zu verbreitern. Dies ist jedoch nicht geschehen. Die Häuser geraten unter Abrissdruck. Der Regisseur Gerd Oelschlägel dreht den Film "Die Tauben" in unserer Siedlung.
1977
Die Wohnunsicherheit führt zu vereinzeltem Leerstand, u.a. standen die Häuser Ripshorster Straße 375 und 377 leer und werden trotz Anfragen von InteressentInnen nicht neu vermietet.
1979 - 1980
Mit der fadenscheinigen Begründung eines Hafenanschlusses für das Stahlwerk und das Zementwerk an der Osterfelder Straße wird der geplante Abriss begründet.
Eine erste Bürgerinitiative 'RETTET DIE RIPSE' macht auf sich aufmerksam und versucht, eine Weitervermietung der leerstehenden Häuser zu erreichen - jedoch vergeblich. Die NRZ nimmt den allmählichen Verfall der Siedlung zum Anlass einer Artikelserie.
Am 22. April 1981 kommt es dann zu einem Ereignis, das es lohnt, das nächste Kapitel dieser Siedlungschronik zu beginnen ...